7. Altes Rathaus

1321 erstmals erwähnt, 1521 Einbau des Ratssaales.

Die Geschichte zum Nachlesen

Wenn Sie durch das schwarze Tor die obere Hauptstraße hinunter gehen, „die Stadt nab“ wie man in Rottweil sagt, dann stehen Sie nach wenigen Schritten vor dem alten Rathaus. Schon im Jahr 1321 ist in einer Stadtgerichtsurkunde von „unserem Rathaus“ die Rede. Damals war das Rathaus noch eingeschossig und das Erdgeschoss diente zu Marktzwecken. Im ersten Stock lag die Ratsstube, die man von hinten, „von dem gäßlin beim kirchhofe“ aus, über eine hohe Freitreppe erreichen konnte.

Um das Jahr 1500 herrschte in Rottweil rege Bautätigkeit. Der Turm der Kapellenkirche wurde um zwei Stockwerke erhöht, im Heilig Kreuz Münster wurde das gotische Langhaus errichtet. Auch das Rathaus wurde erweitert und erhielt die spätgotische Fassade mit den sechsteiligen Fenstern, um das Ansehen der Stadt in würdiger Form zu zeigen und den gesteigerten Platzbedarf der reichsstädtischen Verwaltung und Rechtsprechung zu entsprechen. 1521 wurde der Ratssaal für 80 Ratsangehörige eingerichtet – mit seiner Holztäfelung an den Wänden und einer Kassettendecke mit goldenen Rosetten im Stil der Renaissance. Die Fenster zieren kunstvolle Glasgemälde, z.B. die Rottweiler „Zit“-Scheibe, eine Sonnenuhr des Glasmalers Martin Pfender von 1553 mit dem Tell-Schuss im Oberbild. 30 Jahre später entstand der Anbau an der Nordseite des Rathauses und das Treppenhaus konnte ins Gebäudeinnere verlegt werden. Das Rathaus erhielt einen neuen Eingang mit Renaissanceaufbau. Über dem Balkon oberhalb des Fensters sieht man einen Pelikan, der seine Jungen mit seinem Blut ernährt – ein Sinnbild für christliche Nächstenliebe und bürgerlichen Gemeinsinn.

Schon 1604 wurde erstmals und sehr präzise das verspätete Erscheinen von Ratsmitgliedern bei Sitzungsbeginn vermutlich mit einer Geldstrafe bestraft. 1618 erscheint ein „Uhrlein uf dem Rathaus“ in den Stadtrechnungen.

1761/62 leisteten sich die Räte einen stattlichen neuen Ofen, weil der ruinöse alte Ofen „um besorgenden Unglücks… hinweggebrochen“ wurde. Der alte Ofen schien aber doch nicht so ruinös gewesen zu sein, denn Amtsbürgermeister Joseph Matthauer kaufte ihn für etwas mehr als 18 Gulden auf und übernahm ihn in sein eigenes Haus. Auch der neue Ofen hat auf seinem tönernen Oberbau einen Pelikan als Bekrönung.

Im Ratssaal traf man nicht nur wichtige Entscheidungen. Bei hohen Besuchen wurde auch kräftig getafelt und eifrig das „Zutrinken geübt“. Als 1705 Franz Maximilian zu Königsegg-Aulendorf die Huldigung der Stadt für Kaiser Joseph I. entgegennahm, verspeisten die hohen Herren beim Festmahl neben 8 ½ Dutzend Lerchen auch 440 Schnecken sowie Fische und einen Hirsch, der in Wacholderbeeren eingelegt war. Es gab Artischocken und ein Bote brachte erstmalig Kartoffeln aus Konstanz nach Rottweil. Zur Zubereitung all dieser Köstlichkeiten hatte man einen Zentner Butter verarbeitet. Man gönnte sich zudem kandierte Früchte, Zimtmandeln, Zitronenbisquit, Makronen und Konfekt von einem Konditor aus Rottenburg. Natürlich durfte ein guter Wein nicht fehlen und zum Schluss wurde Kaffee mit Kirschwasser gereicht. Zur Unterhaltung spielte die Musik und immer wieder wurde Salut geschossen.

1918 wurde das Rathaus mit dem Nachbarhaus, in dem die Tourist-Information untergebracht ist, vereinigt. Ein Blick auf den interessanten Erker lohnt sich. Im Mittelfeld befindet sich das sprechende Wappen des Bortenmachers Hans Caspar Sichler mit der Jahreszahl 1713 und den Buchstaben „HCS“. Das Wappenschild zeigt eine Haspel mit kunstvoll verschlungener Borte, als Helmzier einen zwei Sicheln haltenden Mann.

Heute sind im alten Rathaus die Büros des Bürgermeisters und der Stadtverwaltung untergebracht sowie das Bürgerbüro. Der alte Ratssaal wird nur noch zu festlichen Anlässen genutzt und der Gemeinderat tagt im neuen Rathaus.

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Hauptstraße 21
78628 Rottweil

Tel: 0741 494 280
E-Mail: tourist-information@rottweil.de

Das Alte Rathaus heute

Das Alte Rathaus heute

Das Alte Rathaus um 1930

Das Alte Rathaus um 1930

Das Alte Rathaus und der Apostelbrunnen in der Fußgängerzone

Das Alte Rathaus und der Apostelbrunnen in der Fußgängerzone

Der Kachelofen im Ratssaal

Der Pelikan auf dem Kachelofen im Ratssaal

Die Geschichte zum Nachlesen

Wenn Sie durch das schwarze Tor die obere Hauptstraße hinunter gehen, „die Stadt nab“ wie man in Rottweil sagt, dann stehen Sie nach wenigen Schritten vor dem alten Rathaus. Schon im Jahr 1321 ist in einer Stadtgerichtsurkunde von „unserem Rathaus“ die Rede. Damals war das Rathaus noch eingeschossig und das Erdgeschoss diente zu Marktzwecken. Im ersten Stock lag die Ratsstube, die man von hinten, „von dem gäßlin beim kirchhofe“ aus, über eine hohe Freitreppe erreichen konnte.

Um das Jahr 1500 herrschte in Rottweil rege Bautätigkeit. Der Turm der Kapellenkirche wurde um zwei Stockwerke erhöht, im Heilig Kreuz Münster wurde das gotische Langhaus errichtet. Auch das Rathaus wurde erweitert und erhielt die spätgotische Fassade mit den sechsteiligen Fenstern, um das Ansehen der Stadt in würdiger Form zu zeigen und den gesteigerten Platzbedarf der reichsstädtischen Verwaltung und Rechtsprechung zu entsprechen. 1521 wurde der Ratssaal für 80 Ratsangehörige eingerichtet – mit seiner Holztäfelung an den Wänden und einer Kassettendecke mit goldenen Rosetten im Stil der Renaissance. Die Fenster zieren kunstvolle Glasgemälde, z.B. die Rottweiler „Zit“-Scheibe, eine Sonnenuhr des Glasmalers Martin Pfender von 1553 mit dem Tell-Schuss im Oberbild. 30 Jahre später entstand der Anbau an der Nordseite des Rathauses und das Treppenhaus konnte ins Gebäudeinnere verlegt werden. Das Rathaus erhielt einen neuen Eingang mit Renaissanceaufbau. Über dem Balkon oberhalb des Fensters sieht man einen Pelikan, der seine Jungen mit seinem Blut ernährt – ein Sinnbild für christliche Nächstenliebe und bürgerlichen Gemeinsinn.

Schon 1604 wurde erstmals und sehr präzise das verspätete Erscheinen von Ratsmitgliedern bei Sitzungsbeginn vermutlich mit einer Geldstrafe bestraft. 1618 erscheint ein „Uhrlein uf dem Rathaus“ in den Stadtrechnungen.

1761/62 leisteten sich die Räte einen stattlichen neuen Ofen, weil der ruinöse alte Ofen „um besorgenden Unglücks… hinweggebrochen“ wurde. Der alte Ofen schien aber doch nicht so ruinös gewesen zu sein, denn Amtsbürgermeister Joseph Matthauer kaufte ihn für etwas mehr als 18 Gulden auf und übernahm ihn in sein eigenes Haus. Auch der neue Ofen hat auf seinem tönernen Oberbau einen Pelikan als Bekrönung.

Im Ratssaal traf man nicht nur wichtige Entscheidungen. Bei hohen Besuchen wurde auch kräftig getafelt und eifrig das „Zutrinken geübt“. Als 1705 Franz Maximilian zu Königsegg-Aulendorf die Huldigung der Stadt für Kaiser Joseph I. entgegennahm, verspeisten die hohen Herren beim Festmahl neben 8 ½ Dutzend Lerchen auch 440 Schnecken sowie Fische und einen Hirsch, der in Wacholderbeeren eingelegt war. Es gab Artischocken und ein Bote brachte erstmalig Kartoffeln aus Konstanz nach Rottweil. Zur Zubereitung all dieser Köstlichkeiten hatte man einen Zentner Butter verarbeitet. Man gönnte sich zudem kandierte Früchte, Zimtmandeln, Zitronenbisquit, Makronen und Konfekt von einem Konditor aus Rottenburg. Natürlich durfte ein guter Wein nicht fehlen und zum Schluss wurde Kaffee mit Kirschwasser gereicht. Zur Unterhaltung spielte die Musik und immer wieder wurde Salut geschossen.

1918 wurde das Rathaus mit dem Nachbarhaus, in dem die Tourist-Information untergebracht ist, vereinigt. Ein Blick auf den interessanten Erker lohnt sich. Im Mittelfeld befindet sich das sprechende Wappen des Bortenmachers Hans Caspar Sichler mit der Jahreszahl 1713 und den Buchstaben „HCS“. Das Wappenschild zeigt eine Haspel mit kunstvoll verschlungener Borte, als Helmzier einen zwei Sicheln haltenden Mann.

Heute sind im alten Rathaus die Büros des Bürgermeisters und der Stadtverwaltung untergebracht sowie das Bürgerbüro. Der alte Ratssaal wird nur noch zu festlichen Anlässen genutzt und der Gemeinderat tagt im neuen Rathaus.

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E-Mail: tourist-information@rottweil.de

Das Alte Rathaus heute

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Das Alte Rathaus um 1930

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Das Alte Rathaus und der Apostelbrunnen in der Fußgängerzone

Das Alte Rathaus und der Apostelbrunnen in der Fußgängerzone

Der Kachelofen im Ratssaal

Der Pelikan auf dem Kachelofen im Ratssaal