Grüß Gott, schön dich zu sehen. Hier kannst du erfahren, wie den Rottweilern ein Licht aufgegangen ist.
Wenn ich meiner besten Freundin Marie bei den Mathe-Hausaufgaben helfe, dann sagt sie immer zu mir: „Danke, Roxy, du bist ein Engel!“ – meine Mutti sagt das auch manchmal; das soll wohl ein Kompliment sein. Schaut euch doch die Engel hier in der Predigerkirche mal genau an.
Mit dem ganzen Gold, den Verzierungen und bunten Bildern sieht die Kirche aus wie ein prächtiger Palast, der zu Ehren einer großen Königin gebaut wurde. Genauso ist es auch. Schaut mal hoch zur Decke, da schwebt die Königin über der Stadt Rottweil.
Rottweil hat vor etwa 400 Jahren schwere Zeiten erlebt. Die Stadt wurde angegriffen. Das kannst du auch auf dem großen Deckenbild erkennen. Siehst du die Zerstörung und das Kriegsgetümmel? Die Menschen wussten nicht mehr weiter. Maria im Himmel war die letzte Rettung, deshalb versammelten sie sich zum Gebet. Da stehen die Rottweiler, rechts oben am Deckengemälde. Sie flehten Maria an und die sendete einen Lichtstrahl aus ihrer Wolke. Die Stadt wurde gerettet und Rottweil aus der Hand des Feindes befreit.
Ob das wirklich genau so passiert ist, wissen wir natürlich heute nicht. Vielleicht war es auch Einbildung oder eine Täuschung. Aber den Rottweilern in ihrer Not hat das Wunder der Maria große Kraft und Hoffnung gegeben. Dafür waren die Menschen sehr dankbar. Deshalb haben die Dominikaner-Mönche die Kirche prächtig umgebaut und ausgeschmückt. Jeder sollte sehen, was für eine mächtige Himmelskönigin Maria ist. Die Mönche wollten erreichen, dass nicht nur die Worte der Predigt, sondern auch die Bilder in der Kirche den Menschen etwas beibringen. Allen Besuchern sollte beim Betrachten der Bilder ein Licht aufgehen. So wie meiner Freundin Marie, wenn sie die Matheaufgaben kapiert hat.
Doch es gibt nicht nur prächtige Bilder in der Predigerkirche. Auch die Verzierungen aus Gips, Stuckarbeiten genannt, halten einige Überraschungen bereit. Geh mal ganz nach vorne zum großen Hochaltar. Dort oben an der Decke in der Verbindung der beiden großen Bilder kannst du die fünf Sinne entdecken. Eine Nase über dunkelblauen Blumen, Augen, die durch eine kleine goldene Brille blicken, ein Mund über einem Becher, eine Hand, die einen glitschigen Fisch festhält und ein Ohr ganz oben rechts über der Brille. Ein echtes Bilder-Rätsel für alle, die die Kirche besuchen.
Ich hoffe, euer Nacken schmerzt vom vielen An-die-Decke-Schauen noch nicht zu stark.